Die Linke.SDS

Tarifbewegungen an die Unis bringen!

Quelle: tvstud-bremen.de/

 

 

Nachdem in Berlin die Studierenden von TVStud einen neuen Tarifvertrag erstreiken konnten, entstehen mit diesem Rückenwind an vielen weiteren Unis Initiativen, die auch bei sich endlich einen Tarifvertrag für studentische Hilfskräfte (SHK) erkämpfen wollen. Schließlich ist Berlin bis jetzt die einzige Stadt wo es einen Tarifvertrag für SHKs gibt und dies strahlt wie ein Leuchtturm aus. Daher organisieren sich gerade in Bremen, Hamburg, Kassel, Frankfurt am Main, NRW, Potsdam und einigen weiteren Orten Initiativen, die sich an TVStud Berlin orientieren. Wir lassen uns von der Erzählung, dass sich prekäre Studierende nicht organisieren können nicht abschrecken.

TVStud Bremen

In Bremen sind wir seit etwa einem halben Jahr dabei eine Tarifbewegung aufzubauen. Dabei sind wir eine bunte Mischung aus SHKs, ehemaligen SHKs und gewerkschaftlichen Aktiven. Nicht nur die Geisteswissenschaften, auch Leute aus anderen Fachbereichen sind dabei. Zudem werden wir von Anfang an durch Ver.di und die GEW unterstützt. Nach zwei Veranstaltungen mit Aktivist*innen aus Berlin und einer Findungsphase haben auch wir beschlossen unsere Bewegung TVStud zu nennen.

Arbeitsbedingungen an der Uni Bremen

In Bremen gibt es etwa 2000 Stellen für studentische Hilfskräfte. Diese schlagen sich mit Vertragslaufzeiten von nur 3-6 Monaten herum. Dazu kommt, dass der Stundenlohn nur 8,84 Eurobeträgt. Also der gesetzliche Mindestlohn. Dementsprechend muss man trotz Studium noch allein für eine Miete von 350 Euro auch noch 40 Stunden Arbeiten. Es ist also nicht verwunderlich, dass einige Studierende teilweise zwei Jobs gleichzeitig haben.
Dagegen stellt Berlin im Vergleich mit den erkämpften 12,30 Euro, 4 Semester Vertragslaufzeiten, mehr Urlaub und etc. für viele schon fast einen Traum dar. Gerade weil studentische Hilfskräfte wichtige Aufgaben an der Universität übernehmen. Ohne uns würden die Bibliotheken, viele Lehrveranstaltungen und die Arbeit an den Instituten nicht funktionieren.

Organizing, Befragung und Aktionen

Nachdem wir unsere Forderungen grob ausgearbeitet hatten ging es schon los mit Aktionen um mehr Öffentlichkeit zu schaffen. Angefangen haben wir mit der Aktionsform der Befragung. Wir organisierten Rundgänge und führten ziemlich viele 1 zu1 Gespräche. Dies hatten wir vorher über einen selbstorganisierten Workshop geplant und geübt. Zudem haben wir die Umfrage Online gestellt und beworben.
Am Ende haben über 1080 Leute an der Umfrage teilgenommen. In dieser haben wir sie über ihre Arbeitsbedingungen, Tarifforderungen und Aktionsbereitschaft befragt. Das Ergebnis war dabei ziemlich deutlich. Zwar ist die Mehrheit noch unentschlossen, aber über 20% gaben an sich in einer Gewerkschaft organisieren zu wollen. An Aktionen wollen sich noch mehr beteiligen. Bei den Forderungen ist die Zustimmung nochmal deutlicher. Von den Befragten gaben 90% an, dass sie einen höheren Lohn wollen, 65% sprechen sich für eine Dynamisierung des Lohns aus und 60% wollen mehr Urlaubsanspruch haben.

Doch wir sind nicht nur bei der Befragung stehen geblieben. Mit einer Protestaktion vor der Bürgerschaft Bremens während diese sich, aufgrund eines Antrags der Linken, mit der Situation der studentischen Hilfskräfte beschäftigte. Auch wenn unsere Forderungen nicht geteilt werden, sieht inzwischen selbst die regierende SPD Änderungsbedarf, wenn es um die Arbeitsbedingungen der SHKs geht.

Solidaritätsaktion für die Beschäftigten bei Ryanair  https://de-de.facebook.com/ryanaircabincrewunited/

Perspektive

Im Großen und Ganzen konnten wir also schon einige kleine Erfolge erzielen. Dass wir mit unseren Aktionen so viel Aufmerksamkeit an der Uni und drüber hinaus erzielen konnten, ist ein gelungener Start. Es gibt jedoch noch viel zu tun.
Dennoch wollen wir erst mal festhalten, dass wir ziemlich stolz drauf sind innerhalb eines halben Jahres so eine coole Tarifbewegung auf die Beine gestellt zu haben. Unsere Erfolge mit der Umfrage und der gewonnen Öffentlichkeit motivieren uns jetzt erst recht. Endlich wird wieder stärker am Campus über die eigenen Arbeitsbedingungen und gewerkschaftliche Organisierung gesprochen. Für das Jahr 2019 planen wir unsere Kampagne größer anzulegen und den Organisationsgrad deutlich zu steigern. Sollte dies gut klappen steht uns sicherlich ein spannendes Sommersemester 2019 bevor.
Weitere Infos zu TVStud Bremen findet ihr hier: https://tvstud-bremen.de/

Ein Bericht von Daniel Urbach.